Luther war hier
Von Annaburg bis Zerbst
Eisleben, Mansfeld und Wittenberg sind unzertrennlich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. In Eisleben ist Luther geboren und gestorben. In Mansfeld verbrachte er seine Kindheit. In Wittenberg wirkte er fast 38 Jahre als Bibelprofessor, Prediger und Reformator. Was aber haben Naumburg, Merseburg und Zeitz; Dessau, Zerbst und Wörlitz; Stolberg/Harz, Annaburg und Prettin mit Luther zu tun? „Luther war hier“ nimmt das 500. Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, um auf all diejenigen Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, an denen sich Martin Luther tatsächlich aufgehalten hat, aufgehalten haben soll und mit denen sich Luther-Legenden verbinden.
Diese Internetseite bietet Ihnen Kurzinformationen, Bilder und Quellenzitate zu allen Luther-Orten in Sachsen-Anhalt. Die Kartenfunktion erleichtert die Orientierung. Über die Chronologie lassen sich die Orte von der Geburt bis zum Tode Luthers nachverfolgen und zu einander in Beziehung setzen. Auf diese Weise entsteht ein verfolgbares Band von Orten und Geschichten, das dazu einlädt, Sachsen-Anhalt als „Ursprungsland der Reformation“ zu entdecken.
„Luther war hier“ ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.
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Das bis heute als „Geburtshaus“ Martin Luthers bekannte Gebäude ist ein Bauwerk des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Zwar kam der spätere Reformator an dieser Stelle zur Welt, das elterliche Wohnhaus fiel allerdings im Juli 1689 einem Stadtbrand zum Opfer. Es wurde von der Stadt Eisleben wieder aufgebaut und vier Jahre später, im Oktober 1693, als Armenfreischule eröffnet. Im 19. Jahrhundert entstand dann eine museale Erinnerungsstätte für Martin Luther.
Als Martin Luther am 10. November 1483 in Eisleben geboren und am Folgetag in der Kirche St. Petri und Pauli getauft wurde, lebten seine Eltern gerade erst einige Wochen in der Stadt. Martins Vater, Hans Luder, entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie aus dem thüringischen Möhra. Da er nicht erbberechtigt war, musste er sich eine eigene Existenz aufbauen. 1479 heiratete er die Eisenacher Bürgerstochter Margarethe Lindemann. Die Familie siedelte im Herbst 1483 nach Eisleben um. Angezogen wurde sie vom wirtschaftlichen Aufschwung, den der Kupferschieferbergbau in der gesamten Grafschaft Mansfeld ausgelöst hatte. Insbesondere der hohe Silbergehalt im Mansfeldischen Kupferschiefer versprach hohe Gewinne. Deshalb waren hier Investitionen für die Hüttenmeister besonders gewinnbringend.
Hans Luder war bereits in seiner thüringischen Heimat im Montanwesen tätig. Allerdings erwiesen sich die dortigen Kupferschiefervorkommen als wenig ergiebig, weshalb er sich für einen Revierwechsel ins Mansfeldische entschloss. Er brachte praktische Erfahrungen, technische Fähigkeiten und vor allem das nötige Kapital mit, um ein eigenes Bergbauunternehmen zu gründen. Die Wahl fiel nicht zufällig auf Eisleben, denn Margaretas Onkel Antonius Lindemann war selbst Hüttenbesitzer und überdies seit 1480 der oberste Berg- und Hüttenverwalter der Grafen von Mansfeld. Lindemann stellte geschäftliche Kontakte her und erleichterte Hans Luder so die Gründung eines eigenen Unternehmens, das einen raschen gesellschaftlichen und sozialen Aufstieg ermöglichte.
Obwohl die Familie schon 1484 weiter nach Mansfeld zog, blieb die Erinnerung an Luthers Geburtsort in Eisleben lebendig. Denn das ursprüngliche Haus war schon im 16. Jahrhundert – vermutlich zum 100. Geburtstag Luthers 1583 – mit einer hölzernen Tafel gekennzeichnet worden. Dieser „Unverbrannte Luther“ überlebte als einziges Originalstück des Hauses den Stadtbrand von 1689, da er kurz vorher vom Magistrat der Stadt abgenommen wurde. Mit dem Wiederaufbau des Hauses und der Eröffnung einer Armenfreischule im Oktober 1693 erhielt das Gebäude zugleich auch eine memorial-repräsentative Funktion, wovon noch heute der „Schöne Saal“ zeugt. Er zeigt die lebensgroßen Portraits der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon sowie der sächsischen Kurfürsten und einen hölzernen und in Silber gefassten Schwan. Dieser Schwan ist als Sinnbild Luthers zu verstehen: einer Legende zufolge soll der tschechische Reformator Jan Hus auf dem Scheiterhaufen 1415 prophezeit haben, mit ihm verbrenne man eine Gans, aber in einhundert Jahren würde ein Schwan kommen, den man nicht verbrennen könne. Luther bezog diese Weissagung auf sich und erkor den Schwan zu seinem Symboltier.
Michael Fessner: Die Familie Luder in Möhra und Mansfeld. Archivalische Überlieferungen zum Elternhaus von Martin Luther, in: Harald Meller (Hrsg.): Fundsache. Archäologen auf den Spuren des Reformators. Halle / Stuttgart 2008, S. 78-85.
Andreas Stahl: Neue Erkenntnis zur Biografie Martin Luthers. Möhra – Eisleben – Mansfeld – Wittenberg, in: Harald Meller (Hrsg.): Fundsache. Archäologen auf den Spuren des Reformators. Halle / Stuttgart 2008, S. 86-93.
Martin Treu: Martin Luther und Eisleben. Ein Rundgang durch die Ausstellung im Geburtshaus. Lutherstadt Wittenberg 2014
Öffnungszeiten:
April bis Oktober
Montag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr
November bis März
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Kontakt:
Martin Luthers Geburtshaus
Lutherstraße 15
06295 Lutherstadt Eisleben
Tel.: 03475 / 714 78 14
E-Mail: geburtshaus@martinluther.de
Internet: www.martinluther.de