HISTORISCHE DRUCKERSTUBE
Im Cranach-Hof in der Schlossstraße 1 befindet sich ein Schatz aus vergangenen Zeiten – eine historische Druckerstube, betrieben von Andreas Metschke. Auf den Spuren von Gutenberg, Cranach und vielen anderen kann man hier Geschichte live erleben.
Die Wände hängen voll mit den verschiedensten Drucken. Mal einfarbig, mal bunt, Porträts, Einladungen, Sprüche – alles, was mit Tinte auf Papier passieren kann, wird hier hergestellt wie schon vor 500 Jahren. Die Druckerpresse steht mächtig in der Ecke und wartet darauf, in Betrieb genommen zu werden. Die andere Hälfte des Raumes ist mit massiven Schränken belegt, in denen sich Lettern der verschiedensten Schriftarten in den Setzkästen stapeln.
Andreas Metschke ist gelernter Drucker. Seit 26 Jahren übt er seinen Beruf darüber hinaus auch historisch aus. Schrift und Worte sind seine Passion ebenso wie die Sprache, bzw. ihre Entwicklung. „Es ist traurig, dass fast niemand mehr einen Duden besitzt“, meint er und prangert den Verfall der Sprache an. Sein eigener Duden dürfte wohl viele der Worte, die heute sehr geläufig sind, nicht enthalten – zumindest lässt darauf dessen historisches Aussehen schließen.
Das Prinzip einer mechanischen Druckerpresse ist nicht sehr schwierig: Eine Druckplatte wird mit Lettern zu einer Druckform besetzt und in die Druckerpresse gespannt. Eine Walze trägt die Tinte auf die Druckform, welche dann auf einen Bedruckstoff gepresst wird. So wird ein Abdruck erzeugt. Die Druckerpresse in dieser Werkstatt ist zwar nicht aus dem 15. Jahrhundert, aber das Prinzip ist das Gleiche.
Das Setzen der Druckform dauert zwischen 30 und 60 Minuten, je nach Motiv. Das Drucken selbst ist dann der kürzeste Teil des Prozesses. Wenn man dabei zusieht, wie rasend schnell sich die fertig gedruckten Blätter stapeln – immer mit einem Schmierblatt dazwischen, sodass ja nichts abfärbt – kann man sich von dem Schauspiel schon mal hypnotisieren lassen. Schlussendlich trocknet der Druck dann noch 24 Stunden, wobei das je nach Tinte und Bedruckstoff länger oder kürzer dauern kann.
Luther sieht man in der Druckerwerkstatt an jeder Ecke: Ob trocknende Drucke mit Sprüchen, Porträts oder Vorlagen. Überall stößt man auf den Reformator. Sogar, wenn man sich die Schränke voller Lettern der verschiedensten Schriftarten ansieht. Hier befindet sich nämlich auch die Schriftart "Rundgotisch". Luther verwendete für seine Bibel genau jene, weil sie für jeden leicht zu entziffern war. Ohne Schnörkel, Serifen oder andere Verzierungen ist sie gut und klar lesbar. Genau das Richtige für Luthers Botschaft.
Noch während wir uns in der Druckerwerkstatt umsehen, strecken immer wieder größere und kleinere Reisegruppen ihre Köpfe herein und sehen Andreas Metschke bei der Arbeit zu. Dieser erlaubt sich auch den ein oder anderen Spaß mit den Touristen und Touristinnen, ganz beiläufig, während er die schwere Maschine bedient. Wer sich für Buchdruck und seine Geschichte interessiert, ist hier absolut richtig. Und wer sogar selbst mal etwas drucken will, hat bei einer Führung dazu die Möglichkeit. Auch Drucke kann man bestellen.
Kontakt
Historische Druckerstube
Schlossstraße 1
06886 Lutherstadt Wittenberg
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