Luther war hier
Von Annaburg bis Zerbst
Eisleben, Mansfeld und Wittenberg sind unzertrennlich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. In Eisleben ist Luther geboren und gestorben. In Mansfeld verbrachte er seine Kindheit. In Wittenberg wirkte er fast 38 Jahre als Bibelprofessor, Prediger und Reformator. Was aber haben Naumburg, Merseburg und Zeitz; Dessau, Zerbst und Wörlitz; Stolberg/Harz, Annaburg und Prettin mit Luther zu tun? „Luther war hier“ nimmt das 500. Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, um auf all diejenigen Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, an denen sich Martin Luther tatsächlich aufgehalten hat, aufgehalten haben soll und mit denen sich Luther-Legenden verbinden.
Diese Internetseite bietet Ihnen Kurzinformationen, Bilder und Quellenzitate zu allen Luther-Orten in Sachsen-Anhalt. Die Kartenfunktion erleichtert die Orientierung. Über die Chronologie lassen sich die Orte von der Geburt bis zum Tode Luthers nachverfolgen und zu einander in Beziehung setzen. Auf diese Weise entsteht ein verfolgbares Band von Orten und Geschichten, das dazu einlädt, Sachsen-Anhalt als „Ursprungsland der Reformation“ zu entdecken.
„Luther war hier“ ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.
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Martin Luther hat sich nachweislich drei Mal in Halle aufgehalten. Bei seinen Besuchen in der Saalestadt in den Jahren 1545 und 1546 wohnte er stets bei seinem Freund und Weggefährten Justus Jonas im „Goldenen Schlösschen“. Das Ende des 15. Jahrhunderts errichtet Gebäude diente damals als Herberge. Bei seinem letzten Aufenthalt in Halle im Januar 1546, befand sich Luther auf dem Weg nach Eisleben, um dort Streitigkeiten der Mansfelder Grafen zu schlichten. Es sollte seine letzte Reise werden.
Das „Goldene Schlösschen“ in der Schmeerstraße, unweit des Hallenser Marktes gelegen, ist ein Haus mit langer Geschichte. Erbaut wurde es vom Kaufmann und Ratsherrn Lorenz Prellwitz, der 1471 an der Nordecke der Fassade zwischen der ersten und zweiten Etage eine lateinische Inschriftentafel aus Sandstein anbringen ließ. Ins Deutsche übersetzt lautet die Inschrift: „Im Jahr des Herrn 1471, zur Zeit des Papstes Paul, des Kaisers Friedrich und des Erzbischofs Johannes von Magdeburg legte Lorenz Prellwitz den Grundstein.“ Aus der Bauzeit des Hauses ist noch das spätgotische Portal mit der darüber liegenden Nische erhalten. In der Nische ist als Hauszeichen ein großes mittelalterliches Vorhängeschloss zu sehen, dem das Haus wohl seinen Namen verdankt.
An der Südecke des Hauses befindet sich noch eine zweite, wesentlich jüngere Tafel. Sie stammt vermutlich aus dem späten 19. Jahrhundert, als die Gebäudefassade neogotisch umgestaltet und in die unteren beiden Geschosse große Ladengeschäfte eingebaut wurden. Auf der Tafel steht: „Hier in der Herberge zum güldenen Schlößchen wohnte Dr. Martin Luther im Anfang August 1545.“
Tatsächlich ist schon im frühen 16. Jahrhundert in dem Haus eine Herberge nachweisbar. Es ist also durchaus glaubwürdig, dass Luther hier wohnte, als er am 5. August 1545 Halle besuchte und in der hiesigen Marktkirche St. Marien predigte. Auch Luthers Freund und Weggefährte Justus Jonas, der seit 1541 als Pfarrer an der Marienkirche wirkte, logierte damals in diesem Haus und so dürfen wir annehmen, dass Luther bei seinem nächsten Predigtaufenthalt in Halle am 6. Januar 1546 wiederum im „Goldenen Schlösschen“ Quartier nahm.
Ende Januar 1546 hielt sich Luther dann noch einmal in Halle auf, doch sollte die Saalestadt diesmal nur Zwischenstation auf seiner Reise von Wittenberg nach Eisleben sein. Der schwache und von Krankheit gezeichnete Reformator war am 23. Januar 1546 in Wittenberg losgefahren. Nach einer Übernachtung in Bitterfeld und einem fiktiven Aufenthalt in der Landsberger Doppelkapelle traf er am 24. Januar um 11 Uhr morgens in Halle ein. Die für den nächsten Tag vorgesehene Weiterfahrt nach Eisleben verzögerte sich allerdings, weil die Saale aufgrund von Hochwasser nicht überquert werden konnte. Da auch die Mulde Hochwasser führte, war eine Rückreise nach Wittenberg ebenfalls nicht möglich. Luther war also „zu Halle zwischen den wassern gefangen“, wie er seiner Frau Katharina von Bora am 25. Januar 1546 nach Wittenberg schrieb.
Luther und seine Hallenser Freunde vertrieben sich die folgenden drei Tage mit anregenden Gesprächen. Außerdem ließ man es sich bei Bier und Wein gut gehen. „Wir nehmen dafür gut Torgisch bier und guten Reinischen wein, damit laben und trösten wir uns dieweil, ob die Saale heute wolte auszörnen, denn weil die leuthe und fährmeister selbs kleinmüthig waren, haben wir uns nicht wollen yns wasser geben und Gott versuchen. Denn der Teufel ist uns gram und wonet ym wasser.“, heißt es in dem Brief an seine Frau.
Luther predigte während seines Aufenthaltes in Halle am 26. Januar 1546 noch einmal in der St. Marienkirche. Erst am 28. Januar konnte er die Reise nach Eisleben fortsetzen, wo er am 18. Februar 1546 starb.
Dieter Dolgner / Angela Dolgner (Hrsg.): Historische Gasthäuser der Stadt Halle / Saale. Halle (Saale) 1999.
Gregor Heidbrink (Hg.): Ey, küss mich aufs Heiligtum! Luthers Predigten in Halle, nebst seinen Briefen und einer Einführung, Halle (Saale) 2011.
Das „Goldene Schlösschen“ befindet sich in Privatbesitz und wird als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.