Luther war hier
Von Annaburg bis Zerbst
Eisleben, Mansfeld und Wittenberg sind unzertrennlich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. In Eisleben ist Luther geboren und gestorben. In Mansfeld verbrachte er seine Kindheit. In Wittenberg wirkte er fast 38 Jahre als Bibelprofessor, Prediger und Reformator. Was aber haben Naumburg, Merseburg und Zeitz; Dessau, Zerbst und Wörlitz; Stolberg/Harz, Annaburg und Prettin mit Luther zu tun? „Luther war hier“ nimmt das 500. Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, um auf all diejenigen Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, an denen sich Martin Luther tatsächlich aufgehalten hat, aufgehalten haben soll und mit denen sich Luther-Legenden verbinden.
Diese Internetseite bietet Ihnen Kurzinformationen, Bilder und Quellenzitate zu allen Luther-Orten in Sachsen-Anhalt. Die Kartenfunktion erleichtert die Orientierung. Über die Chronologie lassen sich die Orte von der Geburt bis zum Tode Luthers nachverfolgen und zu einander in Beziehung setzen. Auf diese Weise entsteht ein verfolgbares Band von Orten und Geschichten, das dazu einlädt, Sachsen-Anhalt als „Ursprungsland der Reformation“ zu entdecken.
„Luther war hier“ ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.
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Im Frühjahr 1484, wenige Monate nach Martin Luthers Geburt in Eisleben, zog seine Familie nach Mansfeld. Der Vater erwarb ein ansehnliches Gut, von dem sich dieses Haus erhalten hat. Hier wuchs der junge Martin mit seinen Geschwistern auf und hier verbrachte er die ersten 13 Jahre seines Lebens, die von familiären und freundschaftlichen Beziehungen zu vielen Mansfelder Hüttenmeistern geprägt waren. Luther beschrieb sich später selbst als „Mansfeldisch Kind“, welch eine Hommage an seine Heimat! Zeitlebens sah er die Mansfelder Grafen als seine Landesherren an, denen er sich als loyales Landeskind verpflichtet fühlte.
Umfangreiche archäologische Funde und Bauforschungen im Bereich des Elternhauses in der Lutherstrasse 24-26 ermöglichten es, den Alltag und die soziale Herkunft der Familie Luder im Spannungsfeld zwischen Grafenhaus, Bergbau und der Stadt Mansfeld völlig neu zu bewerten. Im Gegensatz zu Martin Luthers eigenen Äußerungen, die von finanziell bescheidenen Anfängen des Vaters sprechen, erscheint das Anwesen der Familie Luder in Mansfeld als stattlicher Vierseitenhof.
Der Vater, Hans Luder, war schon in der Kupferproduktion um Möhra in Thüringen tätig. Als diese unrentabel wurde und die silberhaltigen Kupferschiefervorkommen im Mansfeldischen für neue Investoren Gewinne boten, siedelte die Familie nach Mansfeld um. Hier konnte er im Frühjahr 1484 eine Schmelzhütte von den Grafen pachten. Schnell etablierte sich Luder im Kupferschieferbergbau. Schon im Jahr 1491 wurde er Mitglied des Stadtrates, ein sogenannter Vierherr. Ab 1508 übte er die Funktion eines Schauherrn in der gräflichen Verwaltung aus. Hans Luder war nun als selbstständiger Unternehmer, Hüttenmeister und einer der fünf höchsten Bergbeamten der Grafschaft tätig. Damit gehörte er zur bürgerlichen Oberschicht der Stadt Mansfeld.
Die Familie verfügte außerdem über erheblichen Grund- und Landbesitz, der nicht nur landwirtschaftlich genutzt wurde, sondern auch für den Berg- und Hüttenbetrieb als Lager- und Umschlagplatz für Rohstoffe diente. Ein weiteres wirtschaftliches Fundament bildete das Geldleihgeschäft. Bei einem Zinssatz von 5 bis 15 % konnten erhebliche Zinseinkünfte mit den Stolberger Grafen, anderen Hüttenmeistern und einigen Harzstädten erzielt werden.
Dieser gehobene soziale Stand der Familie spiegelt sich im Haushalt wieder. So gehörten Luxusartikel wie farbige Fensterscheiben, bleiverglaste Butzenscheiben und Kachelöfen zur Ausstattung des Wohnhauses. In der Küche wurden nur beste Zutaten verarbeitet, wie Spanferkel, Geflügel, Rind und sogar Wild. Aber auch teure Süßwasserfische standen auf dem Speiseplan. Als Delikatesse reichte man Singvögel. Der Tisch wurde mit teuren böhmischen Trinkgläsern, glasierten Keramikgeschirr und hochwertigen Tafelbesteck gedeckt.
Es war keine Seltenheit, dass Hochzeiten nach Unternehmensstrukturen arrangiert wurden. Familienzusammenschlüsse sollten die Bergwerks- und Hüttenbetriebe erweitern. Die Schwestern Martin Luthers, Dorothea, Margarethe und Maria Luder, wurden mit den Mansfelder Hüttenmeister Paul Mackenrodt, Heinz Kaufmann und Klaus Polner verheiratet. Zur Hochzeit stattete Hans Luder seine Töchter mit kostbaren Gewändern aus.
Das 2014 eröffnete und um einen Ausstellungsneubau erweiterte Museum „Luthers Elternhaus“ gibt Einblicke in die Kindheit und Jugend des späteren Reformators Martin Luther.
Michael Fessner: Die Familie Luder und das Berg- und Hüttenwesen, in: Harald Meller, Stefan Rhein, Hans-Georg Stephan (Hrsg.): Luthers Lebenswelten. Tagungen des Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Bd1. Halle(Saale) 2008, S. 235-243.
Kerstin Bullerjahn: „Mein Vater ist […] ein armer Hewr gewesen“- Luxus in Luthers Elternhaus in Mansfeld, in: Harald Meller und Alfred Reichenberger (Hrsg.): Geldgeschichten aus Sachsen-Anhalt. Halle (Saale) 2015, S. 86.
Hanns Freydank: Martin Luther und der Bergbau. Eisleben-Lutherstadt 1939, S. 40-45.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober
Montag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr
November bis März
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Kontakt:
Luthers Elternhaus
Lutherstraße 26
06343 Mansfeld-Lutherstadt
Tel.: 034782 / 919 38 10
E-Mail: elternhaus@martinluther.de
Internet: www.martinluther.de