Luther war hier
Von Annaburg bis Zerbst
Eisleben, Mansfeld und Wittenberg sind unzertrennlich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. In Eisleben ist Luther geboren und gestorben. In Mansfeld verbrachte er seine Kindheit. In Wittenberg wirkte er fast 38 Jahre als Bibelprofessor, Prediger und Reformator. Was aber haben Naumburg, Merseburg und Zeitz; Dessau, Zerbst und Wörlitz; Stolberg/Harz, Annaburg und Prettin mit Luther zu tun? „Luther war hier“ nimmt das 500. Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, um auf all diejenigen Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, an denen sich Martin Luther tatsächlich aufgehalten hat, aufgehalten haben soll und mit denen sich Luther-Legenden verbinden.
Diese Internetseite bietet Ihnen Kurzinformationen, Bilder und Quellenzitate zu allen Luther-Orten in Sachsen-Anhalt. Die Kartenfunktion erleichtert die Orientierung. Über die Chronologie lassen sich die Orte von der Geburt bis zum Tode Luthers nachverfolgen und zu einander in Beziehung setzen. Auf diese Weise entsteht ein verfolgbares Band von Orten und Geschichten, das dazu einlädt, Sachsen-Anhalt als „Ursprungsland der Reformation“ zu entdecken.
„Luther war hier“ ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.
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Die Wittenberger Luthereiche markiert die Stelle, an der Martin Luther am 20. Dezember 1520 die päpstliche Bannandrohungsbulle verbrannte. Die später vielfach bildlich dargestellte Szene gehört zu den Schlüsselereignissen der Reformationsgeschichte. Die „Bulla contra errores Martini Lutheri et sequacium“, wie sie im lateinischen Original heißt, wurde dem Rektor der Wittenberger Universität am 20. Oktober 1520 übergeben. Das Dokument forderte Luther dazu auf, innerhalb von 60 Tagen Teile seiner Schriften zu widerrufen.
Nachdem 1518/19 alle Versuche der Papstkirche gescheitert waren, Luther zu einem Umdenken zu bewegen und auch Kurfürst Friedrich der Weise sich weigerte, gegen den rebellischen Wittenberger Mönch vorzugehen, wurde am 15. Juni 1520 in Rom die Bannandrohungsbulle durch Papst Leo X. gegen Luther ausgefertigt. Die Bulle beruhte auf einem von Johannes Eck und Kardinal Thomas Cajetan verfassten Text, der 41 Sätze aus Luthers Schriften zitierte und als der „katholischen Wahrheit widerstrebend“ angeprangerte. Luther wurde aufgefordert, seine Lehre innerhalb von 60 Tagen nach Veröffentlichung der Bulle zu widerrufen. Sollte er dies nicht tun, würden er und seine Anhänger mit dem kirchlichen Bann belegt und zu Ketzern erklärt werden.
Ende September 1520 wurde die Bulle von Johannes Eck in Meißen, Brandenburg und Merseburg durch Anschlagen öffentlich gemacht. Von Leipzig aus sandte Eck die Bulle an die Wittenberger Universität. Dort wurde sie am 10. Oktober dem Rektor übergeben und galt damit als offiziell zugestellt. Im Oktober und November 1520 waren in Löwen, Köln und Halberstadt Schriften Luthers verbrannt worden. In Mainz scheiterte dies zunächst am Widerstand der reformatorisch gesonnenen Bürgerschaft, in Leipzig wiederum blieb es bei einer bloßen Ankündigung, da man offenbar Unruhen in der Stadt befürchtete.
Luther war entschlossen, die Lossagung von Rom seinerseits durch das Verbrennen von Büchern des Kirchenrechts zu demonstrieren. Am 10. Dezember 1520, also genau 60 Tage nach Eintreffen der Bulle in Wittenberg, versammelten sich auf Einladung Melanchthons außerhalb der Stadtmauern Wittenbergs, unweit des damaligen Elstertores, Studenten und Lehrer der Universität, um Ausgaben des Kanonischen Rechts, aber auch Schriften von Luthers Gegnern, wie Johannes Eck zu verbrennen. Luther selbst warf einen Druck der Bannandrohungsbulle in die Flammen. „Ich habe die Bücher des Papstes und die Bulle verbrannt, zuerst mit Zittern und Flehen, aber jetzt freue ich mich darüber mehr, als über irgend eine andere Tat in meinem Leben …“, schrieb Luther am 14. Januar 1521 an seinen geistlichen Mentor Johann von Staupitz. Zu dieser Zeit war der Bann bereits über Luther verhängt worden.
Durch die unmittelbar nach dem Ereignis erschienenen Flugschriften wurde die Verbrennung der Bannandrohungsbulle zu einem zentralen Erinnerungsort der Reformation. Die Stelle am Elstertor galt schon im Jahr 1522 als historische Stätte, die auswärtigen Besuchern Wittenbergs gezeigt wurde. Die ursprüngliche Luthereiche ist allerdings nicht mehr vorhanden. Sie wurde 1813 von den Franzosen gefällt. Erst 1830, anlässlich der 300-Jahrfeier der „Confessio Augustana“, pflanzte man eine neue Eiche. Der umliegende kleine Park mit Brunnen wurde 1925 gestaltet.
Peter Fabisch / Erwin Iserloh (Hrsg.): Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521), 2. Teil. Vom Augsburger Reichstag 1518 bis zum Wormser Edikt 1521 [Corpus Catholicorum, Bd. 42], Munster 1991.
Natalie Krentz: Ritualwandel und Deutungshoheit. Die frühe Reformation in der Residenzstadt Wittenberg (1500-1533) [Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, Bd. 74], Tübingen 2014.
Die Luthereiche befindet sich an der Ecke Lutherstraße / Am Hauptbahnhof und ist ganzjährig zugänglich.