Luther war hier
Von Annaburg bis Zerbst
Eisleben, Mansfeld und Wittenberg sind unzertrennlich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. In Eisleben ist Luther geboren und gestorben. In Mansfeld verbrachte er seine Kindheit. In Wittenberg wirkte er fast 38 Jahre als Bibelprofessor, Prediger und Reformator. Was aber haben Naumburg, Merseburg und Zeitz; Dessau, Zerbst und Wörlitz; Stolberg/Harz, Annaburg und Prettin mit Luther zu tun? „Luther war hier“ nimmt das 500. Reformationsjubiläum 2017 zum Anlass, um auf all diejenigen Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, an denen sich Martin Luther tatsächlich aufgehalten hat, aufgehalten haben soll und mit denen sich Luther-Legenden verbinden.
Diese Internetseite bietet Ihnen Kurzinformationen, Bilder und Quellenzitate zu allen Luther-Orten in Sachsen-Anhalt. Die Kartenfunktion erleichtert die Orientierung. Über die Chronologie lassen sich die Orte von der Geburt bis zum Tode Luthers nachverfolgen und zu einander in Beziehung setzen. Auf diese Weise entsteht ein verfolgbares Band von Orten und Geschichten, das dazu einlädt, Sachsen-Anhalt als „Ursprungsland der Reformation“ zu entdecken.
„Luther war hier“ ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.
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Das Lutherhaus war ursprünglich Teil des Wittenberger Augustinerklosters. Die im ersten Obergeschoss befindliche Lutherstube entstand zwischen 1535 und 1538. Sie ist wahrscheinlich der authentischste Luther-Ort. Der Raum verdankt seine Prominenz vor allem den hier geführten Tischgesprächen, die Luthers Zeitgenossen eifrig mitschrieben und die noch heute eine wichtige Quelle für Luthers Leben, Wirken und auch seine Theologie sind. Im Jahre 1655 wurde die Stube erstmals als „museum lutheri“ erwähnt.
Im September 1508 kam der Erfurter Augustinermönch und Theologiestudent Martin Luther das erste Mal nach Wittenberg. An der 1502 von Kurfürst Friedrich dem Weisen gegründeten Universität übernahm er vertretungsweise Vorlesungen in Moralphilosophie. Vermittelt hatte ihn sein Mentor, der Generalvikar der Augustiner-Eremiten Johann von Staupitz, der selbst als Professor an der Wittenberger Universität lehrte.
Luther wohnte in Wittenberg bei seinen Ordensbrüdern im „Schwarzen Kloster“. Mit dem Bau des Klosters war 1504 begonnen worden, nachdem der Kurfürst den Augustiner-Eremiten ein Grundstuck direkt an der Stadtmauer im Südosten Wittenbergs übertragen hatte. Der ursprüngliche Plan sah die Errichtung einer dreiflügeligen Klosteranlage vor, mit einer Kirche an der vierten, nördlichen Seite. Vollendet wurde allerdings nur der heute „Lutherhaus“ genannte Südflügel, der nach vier Jahren Bauzeit 1508 soweit fertig gestellt war, dass er bewohnt werden konnte. In ihm befanden sich die Versammlungs- und Arbeitsräume der Mönche, der als „Refektorium“ bezeichnete Speisesaal sowie die Küche und der Schlafsaal.
Als Luther 1511 endgültig nach Wittenberg übersiedelte und hier nach seiner Promotion 1512 zum Professor der Theologie aufstieg, bildete das Augustinerkloster wiederum seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Allerdings hatten im Zuge der Reformation schon im Herbst 1521 die meisten Mönche das Kloster verlassen; 1524 wohnten nur noch der alte Prior und Luther selbst in dem Gebäude. Sie boten das verwaiste Kloster Friedrich dem Weisen an, der eine Übernahme allerdings ablehnte und es stattdessen Luther überlies, der es dann seit seiner 1525 geschlossenen Ehe gemeinsam mit seiner Frau Katharina von Bora als Wohnhaus nutzte. Kurfürst Johann der Beständige schenkte das Gebäude schließlich im Februar 1532 offiziell Luther und seiner Familie. Von der üblichen Steuerlast befreit und zusätzlich mit der Erlaubnis ausgestattet, hier Bier zu brauen und Vieh zu halten, bot das Haus die besten Voraussetzungen für den Aufbau einer als Familienunternehmen geführten Studentenherberge, dem sich „Herr Käthe“, wie Luther seine umtriebige und geschäftstüchtige Frau scherzhaft nannte, mit Hingabe widmete.
Das Haus musste der neuen Nutzung angepasst werden, weshalb es in den 1530er-Jahren zu zahlreichen Umbaumaßnahmen kam. In jener Zeit entstand auch der als „Lutherstube“ bekannte Raum, von dessen Originalausstattung sich noch die Wandvertäfelung und die umlaufende Sitzbank erhalten haben. Der prunkvolle Kachelofen entstand indes erst 1602. Ob der Kastentisch tatsachlich jener Tisch ist, an dem Luther mit seiner Familie, mit Freunden, Besuchern, Studenten und Gästen des Hauses zusammensaß und lebhafte Gespräche führte, ist nicht ganz sicher. Er lässt sich zumindest in das 16. Jahrhundert datieren. Die zahlreichen Kerben und Einritzungen auf der Tischplatte zeugen von Souvenirjägern, die Holzspane aus dem historischen Mobiliar herausschnitten, um diese als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Andere Besucher der erstmals 1655 als „museum lutheri“ bezeichneten Lutherstube hinterließen ihren Namen, Sprüche oder das Datum ihres Besuches auf Wanden und Einrichtungsgegenstanden. Einer der prominentesten Gäste war der russische Zar Peter der Große, der das Haus 1712 besuchte und sich bei dieser Gelegenheit namentlich mit einer Kreideinschrift auf der Tür verewigte.
Mit dem Verkauf des Wohnhauses Martin Luthers durch seine Erben an Kurfürst August I. im Jahr 1564 änderte sich zunächst noch nichts an dessen eigentlicher Funktion als Lehr- und Wohnstatte für Studenten. Sieht man einmal von dem kurz darauf begonnenen Bau des Wendelsteins an der Nordseite ab, blieb das Haus auch in seiner baulichen Erscheinung zunächst weitgehend unangetastet. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts vollzog sich im Zeichen der preußischen Lutherpflege mit der denkmalpflegerischen Erneuerung und dem Erwerb einer großen reformationsgeschichtlichen Sammlung die Transformation des Hauses in ein Museum, das 1883 von Kronprinz Friedrich Wilhelm feierlich als „Lutherhalle“ eröffnet wurde.
Stefan Laube: Das Lutherhaus Wittenberg. Eine Museumsgeschichte [Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten, Bd. 3]. Leipzig 2003.
Anne-Marie Neser: Luthers Wohnhaus in Wittenberg. Denkmalpolitik im Spiegel der Quellen [Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten, Katalog 10]. Leipzig 2005.
Martin Treu: Martin Luther in Wittenberg. Ein biografischer Rundgang. Lutherstadt Wittenberg 2010.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober
Montag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr
November bis März
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Kontakt:
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Besucherservice Lutherhaus
Collegienstraße 54
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel: 03431 / 420 31 18
E-Mail: lutherhaus@martinluther.de
Internet: www.martinluther.de